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ש. קאטשערגינסקי: פארטיזאנער גייען
Szmerke Kaczerginski: Partizaner geyen!

1908 in Vilna

SHMARYE (SHMERKE) KATSHERGINSKI (SZMERKE KACZERGINSKI) (geboren im Oktober 1908 in Vilna, gestorben am 23.4. 1954)
Partizaner geyen! - Partisan werden!

https://yleksikon.blogspot.com/search?q=kaczerginski

Katsherginski ist kein Unbekannter, sein Name muss unbedingt erwähnt werden, wenn wir vom Kampf jüdischer Partisanen und vom jüdischen Widerstand gegen die Nazis sprechen. "Partizaner geyen" wurde in zwei Auflagen 1947 und 1948 in Bamberg gedruckt. Leider und - vielleicht auch bezeichnenderweise - findet man keine deutsche Übersetzung. Dabei wäre das Buch für die Bildung eines deutschen Geschichtskanons so hilfreich, denn Katsherginski beschreibt mit vielen Einzelheiten und anhand von Schicksalen die Vorgänge und Zusammenhänge im Ghetto von Vilna. Zum Beispiel den Ghettovorsteher Kittel, der sich unter der Ghettobevölkerung wie Rumkowski in Lodz viele Feinde machte.
Katsherginski ging mit den Sowjets, kehrte nach Vilna zurück, ging ins Ghetto von Vilna, um den Widerstand zu organisieren, und verließ schließlich die Sowjetunion. Nach dem Krieg wanderte er nach Argentinien aus, wo er etwas später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.
Nur langsam und mit mehr politischem Willen zur Wahrheit ließe sich der uns bekannte Kanon nach all den versäumten Jahrzehnten ändern. Dazu müsste doch der öffentliche Wille in Deutschland einiges an Kraft aufbringen. Miterlebt hat Katsherginski die Kämpfe der Partisanen in den polnischen Wäldern, und sein Anliegen war es, unter dem unmittelbaren Eindruck der Erlebnisse Notizen zu machen, gleich an Ort und Stelle. Denn die vielen Getöteten können nicht reden.
So erzählt er von der Nacht der Verhaftung Wittenbergs, des Führers des jüdischen Widerstands im Vilnaer Ghetto, und wie Wittenberg sich selbst ausgeliefert hat, im Glauben, dies stärke den Willen des jüdischen Widerstands im Ghetto mehr, als Selbstmord zu begehen. Das ist eine Geschichte, in der von einem echten Vorbild erzählt wird. Sie handelt von einem Menschen, der sich als Person in freier Entscheidung, vollkommener Freiheit über den eigenen Leib und das eigene Leben erhebt, ohne Rücksicht auf sich selbst, koste es, was es wolle, noch angesichts des Todes rationale Gründe als Maßgabe seines Handelns setzt.
Was die Tragödie der griechischen Antike zur Literatur und Kunst hat werden lassen, ist wirkliches, bitteres Schicksal geworden. Neben aller emotionalen Befangenheit angesichts der geschichtlichen Greuel, wenn ich so über die Möglichkeiten und Fähigkeiten des Menschen nachdenke, finde ich letztlich doch noch einen postiven Gedanken. Der echte Mensch, Wittenberg, war zu einer solchen Entscheidung trotz Kenntnis aller Konsequenzen fähig. Dennoch hätte man gern auf die Geschichte über dieses Vorbild verzichtet.
Katsherginski hat zusammen mit Sutzkever im Vilnaer Ghetto jiddische Bücher gerettet. Ein Bild zeigt, wie Katsherginski während der Besetzung des Ghettos Berge von Büchern sortiert. Katsherginski ist einer der Menschen, für die über dem Schreiben das eigene Handeln gestanden zu haben scheint.

Kaczerginski, Szmerke: Partizaner geyen! ... Bamberg : Farlag Oyf Der Vakh, 1948. Tsvayte farbeserte oyflage. 174 S.
1948,פארטיזאנער גייען!... / ש. קאטשערגינסקי. צווייטע פארבעסערטע אויפלאגע. באמבערג : פארלאג אויף דער וואך


03. 08. 2022

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